Liebe Sternenfreunde,
die Wonnemonat Mai zeigt sich vor allem Wettertechnisch von seiner vielseitigen Seite und brachte uns am Wochenende vom 10./11.Mai etliche Leuchterscheinungen an den Himmel. Von zahlreich gesichtete Regenbögen bis hin zu herrlichen sog. “Halo – Erscheinungen” wurde dem aufmerksamen Beobachter einiges am Himmel geboten.
Komet 209P/ Linear verschafft seltenes Himmelsschauspiel
Doch der Mai hält noch eine weitere, unplanmäßige astronomische Überraschung bereit. Am Morgen des 24.Mai 2014 könnte sich ein wahrhafter Sternschnuppenregen am Himmel ergießen. Grund dafür ist der Komet 209P/Linear, welcher am 29.Mai in “nur” 22-facher Monddistanz an der Erde vorbeifliegt. Doch nicht der Komet selbst verursacht diesen Meteorregen, sondern kleine Partikel auf seiner Umlaufbahn um die Sonne, welche sich bei regelmäßigen Passagen vom Kometen ablösen. Kometen sind kleine Himmelskörper, welche aus Staub, Gestein und gefrorenem Gas bestehen. Normalerweise fliegen diese weit außerhalb des Sonnensystems und sind Rester aus der Entstehungszeit von vor 4,5 Milliarden Jahren. Doch es gibt auch Kometen, welche regelmäßige Bahnen um die Sonne beschreiben und somit immer mal wieder ins Innere Planetensystem vordringen. Kommen diese gefrorenen Eiswelten dann der Sonne näher, so beginnen diese auszugasen und wir sehen dies dann als Kometenkoma. Nähert sich der Kometenkern weiterhin der Sonne, so wird der Sonnenwind aktiv und bildet aus der Komawolke den Kometenschweif. Dies sind also herausgelöste Partikel aus dem Kometenkern, welche dann wie eine Spur auf der Kometenbahn verbleiben. Man spricht hier von den Staubschwärmen alter Kometenpassagen.
Was macht diesen Kometen so besonders?
Bei dem Kometen 209P/Linear handelt es sich um einen periodischen Kometen, welcher aller 5 Jahre die Sonne umkreist und somit aller 5 Jahre eine neue Spur hinterlässt. Er ist selbst im Maximum nur maximal 11,5 Größenklassen hell, also nur für geübte Beobachter am Himmel aufzufinden. Doch dieser Komet ist besonders, denn er flog im Februar 2012 sehr nahe am Gasriesen Jupiter vorbei, welcher die Flugbahn so verändert hat, dass der Komet der Erde künftig auf bis zu 450 000km nahe kommen kann. Dies liegt nur ein wenig außerhalb der Mondbahn und für neuerdings eben dazu, dass die Erde die alten Kometenschweife kreuzen wird und dies vielleicht sogar jährlich ab 2014 für einen neuen Sternschnuppenstrom sorgen könnte, so wie wir bereits die Perseiden im August kennen. Am 24. Mai 2014 überlagern sich sogar insgesamt 25 Staubschweife der Periheldurchgänge von 1803 – 1924 in Erdnähe, so dass man mit außergewöhnlich starken Sternschnuppen rechnen darf.
Was erwartet uns am 24.Mai 2014 am Himmel über Deutschland?
Wissenschaftler weltweit sprechen von bis zu 1000 möglichen Meteoren pro Stunde, welche ihren Ausgangspunkt, also den Radianten rund um den Himmelsnordpol und dem Sternbild Giraffe haben werden. Somit sollten die Beobachter einen freien Blick auf den Polarstern haben und von da aus Ausschau halten. Doch bei Sternschnuppenregen dieser Stärke kann man einfach nur rausgehen und bei gutem Wetter auf viele Sternschnuppen hoffen. Leider steht zum Zeitpunkt des errechneten Maximums schon die Sonne am Himmel, so dass Beobachter in Amerika mehr Glück haben dürften. Dennoch bleibt es spannend und man sollte nicht verpassen, seine Chance auf das Spektakel zu nutzen. Das Wochenende um den 24.Mai sollte man aufmerksam zum Himmel schauen, denn keiner kennt genau die tatsächliche Zusammensetzung und Größe der Kometenwolke, so dass immer mit Überraschungen zu rechnen sein kann. Die Staubteilchen treten mit ca. 18km/s in die Atmosphäre ein und sind daher sehr langsame Meteore, welche aber auch besonders hell auftreten können.
Wird es für die Region Riesa auch öffentliche Beobachtungen geben?
Aus diesem aktuellen Anlass laden die Sternenfreunde Riesa zu den bekannten und beliebten “Sternschnuppennächten” auf den Flugplatz Canitz ein. Am 23. und 24. Mai versammeln sich die Hobbyastronomen jeweils ab 21 Uhr auf dem Gelände und halten Beobachtungswache. Dazu ist jeder herzlich eingeladen und jeder kann seine Chance nutzen, vielleicht etwas von diesem außergewöhnlichen Himmelschauspiel abzubekommen. Wichtig dabei ist sehr gute Vorbereitung, d.h. vor allem warme Kleidung, Schuhe, mehrere Pullover als Reserve dabei, Decken, Schlafsäcke, Kissen und Kopfstützen, sowie eigene Verpflegung für die Zeit der Beobachtung. Etwas Tee haben die Sternenfreunde immer mit dabei und teilen diesen auch gern mit den Gästen. Dennoch ist es eine lange Nacht und jeder weiß, wie schnell einem kalt und unangenehm wird, wenn man draußen liegt. Dabei sein ist alles und jeder darf vorbeikommen und sich dazulegen. Es ist KOSTENFREI für alle Teilnehmer. Sicherlich werden auch einzelne Teleskope aufgebaut sein, damit man sich die Wartezeit mit Beobachtungen versüßen kann. Hier kann man besonders die Planeten Jupiter, Mars und Saturn bestaunen, welche derzeit atemberaubend schön am Himmel stehen.
Wann und wo kann man die Sternenfreunde demnächst noch antreffen?
Die nächsten öffentlichen Beobachtungen der Sternwarte Riesa finden nach Plan wie folgt statt:
7.Juni ab 20 Uhr Flugplatz Canitz |
“Unser Sonnensystem – Sonne und Ihre Planeten”
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8./9.Juni je ab 10 Uhr WKG Gostewitz |
Aktionsstand und professionelle Sonnenbeobachtung auf dem Handwerkermarkt in Gostewitz
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21.Juni ab 14 Uhr Lindenhof Peritz | Kubb “Wikingerschach” Turnier mit Sonnenbeobachtung und abends Sternenschau |
Dazu laden die Mitglieder des Sternwarte Riesa e.V. herzlich ein. Für Rückfragen bitte bei der nächsten Astrolounge am 7.6.2014 16 – 18 Uhr vorbei schauen, oder telefonisch unter 0173 8076841.
© Sternwarte Riesa e.V.