Liebe Sternenfreunde,
erstmals POLARLICHT 2012 über Riesa – “Aurora Borealis” live erlebt.
Die Sonnenstürme vom Ende letzter Woche haben ja bereits die Medien bestimmt und auch von der Möglichkeit sichtbarer Polarlichtaktivität über Mitteleuropa gesprochen. Schon am Wochenende hielten Natur- und Sternenfreunde Ausschau nach dem Nordlicht, bisher aber ohne Erfolg, weil Sonnenstürme eben permanenten Schwankungen auf der langen Reise zur Erde unterliegen. Die Reisezeit für die 150 Millionen Kilometer von der Sonne bis zur Erde war länger, als vorerst berechnet, so dass keine Möglichkeit in mittleren Breiten bestand, etwas Polarlicht zu sehen. Doch die Intensität nahm seit Sonntag Vormittag stetig zu, so dass nur noch das Wetter mitspielen musste, um einen geeigneten Beobachtungsposten zu beziehen. Ab Mitternacht lockerten sich die Wolken zunehmend und der Nordhimmel war wolkenfrei.
Also machten sich Christian Bartzsch und Stefan Schwager, die beiden Riesaer Polarlichtjäger mit Kameras und Decken auf den Weg zum Flugplatz Canitz. Kurz vor 1 Uhr wurde dann ein heller Lichtschimmer und ein seichter Lichtstrahl im Sternbild Großer Bär sichtbar. Auch kleinere Wolken und Dunst tief am Nordhorizont zeigten sich tief schwarz vor einem sanft beleuchteten Hintergrund. Die Lichtsäulen bewegten sich langsam von West nach Ost und ab hier bestand kein Zweifel mehr: Polarlicht über Riesa und Deutschland! Energiegeladene Teilchen des Sonnenausbruchs gelangten nach der langen Reise in die obere Atmosphäre und waren stark genug, das kräftige Magnetfeld der Erde zu verformen. Die Energie die sie mitbrachten schaffte es dann, die Moleküle der Luft zum Leuchten anzuregen, so dass das Nordlicht sichtbar wurde. Als weißer “Beamer” mit einer Höhe von bis zu 25° über dem Horizont zog das sichtbare Polarlicht unter dem Polarstern vorbei in Richtung Sternbild Fuhrmann im Nordosthimmel. Die Schülerin und Sternwartenmitglied Sabrina Hofmann bestätigte diese Sichtung aus dem Stadtzentrum, denn sogar dort konnte man bei entsprechender Horizontsicht etwas erkennen.
Die Bewegung wird durch die Polarität und die Ausrichtung des Magnetfeldes bestimmt. Wie eine Wolke scheint es sich leise am Himmel zu bewegen, nur dass Polarlicht viel höher im Himmel steht, als gewöhnliche Wolken. Dieses geheimnisvolle Leuchten entsteht in einer Höhe von 100 – 400 km über der Erdoberfläche, so dass eventuelle Wolken immer als dunklere Strukturen stets vor dem Polarlicht sichtbar sind, wenn sie nicht anderweitig, z.B. durch Lichtverschmutzung der Städte von unten beleuchtet werden. Dies ist ein weiteres klares Erkennungsmerkmal, Polarlicht eindeutig zu identifizieren.
Die entstandenen Bilder auf Digitalkamera und DIA – Film zeigen nun sogar noch die Farben der Aurora, welche für das menschliche Auge diesmal eher schwer zu erkennen waren. Das farbige Licht ist nur in sehr intensiven, starken Nordlichtern zu sehen. Anfänglich beginnt sich das Polarlicht als heller Schimmer zu zeigen und KANN bei starken Aktivitäten farbig zu sehen sein.
Polarlichter sind normalerweise in den Regionen der Polarkreise zu sehen, da hier das Erdmagnetfeld seine Pole hat. Skandinavien, Sibirien, Kanada, Island, Grönland, Alaska oder Antarktis und Südlichstes Amerika zeigen fast täglich eine Aurora am Nachthimmel. Da dieses Licht im direkten Zusammenhang mit Sonnenaktivität steht gibt es schwankende und nicht vorhersagbare Sichtbarkeitszeiten und Sichtbarkeitszonen.
Letzte Nacht hatte auch Mitteldeutschland einmal Glück, für wenige Minuten etwas Nordlicht zu sehen. Ein tolles Erlebnis, welches in den kommenden Monaten immer mal wieder möglich sein wird, da die Sonne gerade ihr Aktivitätsmaximum anstrebt, welches 2013/14 erwartet wird.
Die Bilder sind mit einer Digitalkamera und Langzeitbelichtungen auf dem Segelflugplatz Riesa/ Canitz entstanden.
Eine schöne Woche wünscht
Stefan Schwager
Leiter Sternwarte Riesa