Neues aus Florida V
Aktuelle Info vom 7. November 2010


Liebe Sternenfreunde,

hier wieder etwas aktuelles aus Florida von der 5-köpfigen Sachsentruppe.

Seit heute morgen haben wir hier in Florida nun auch auf Winterzeit umgestellt. Die Ami`s stellen ja die „Daylight saving“ erst eine Woche nach Europa um. So dass wir hier glatt noch eine Woche mehr Sommerzeit hatten.

Gestern waren wir erneut am Kennedy Space Center und haben uns in der Gegend rum um das Cape umgeschaut. Wir wollten unbedingt noch einmal einen Blick auf die Startrampe mit Space Shuttle werfen. So fuhren wir etwas südlich vom KSC nach Cocoa und später nach Cocoa Beach. Von da aus hat man perspektivisch einen völlig anderen Blick auf die Startvorrichtung und schaut eigentlich 180° auf die andere Seite. D.h. Von da aus wird der Orbiter nicht vom External Tank und den Feststoffboostern verdeckt, sondern man könnte ihn direkt sehen, wie er auf die Raketen drauf montiert ist. Doch da der Shuttle bereits „Service“ bekommt um repariert zu werden, war dies leider nicht möglich. Mit Ferngläsern und Kameras fingen wir dennoch schöne Bilder der Vorrichtung ein und es war zu Beginn unserer Beobachtung sogar noch die Spitze des Orbiters zu sehen.

Der Standort selbst lag jedoch gut 10 Meilen von uns entfernt, so dass vor allem die flimmernde Luft nur sehr wenig Details preisgab. Doch die helle Spitze verrät, dass dort der Orbiter noch ein Stück herausgeschaut hat, was eine Stunde später schon nicht mehr der Fall war.

Von diesem tollen Standort aus, haben wir dann noch 2, nein 3 weitere Überraschungen erlebt. Als wir so am Strand standen bemerkten wir, dass sich da einiges im Wasser vor uns tut und beim genaueren Hinsehen erkannten wir, dass es dort Delfine und Seekühe gab und waren begeistert. Diese Tiere in freier Natur hautnah zu sehen ist ein tolles Erlebnis. Dann plötzlich bekamen wir Gesellschaft und ein älterer Mann ging mit seinem Hund spazieren. Er bemerkte uns und dass wir einige Geräte aufgebaut hatten. Damit er keinen Verdacht für irgendetwas schöpft, bin ich zu ihm hin und fing ein Gespräch mit ihm an. Dabei kam heraus, dass dieser alte Herr ein ehemaliger Ingenieur der NASA ist und vor allem in der Zeit des Apollo Mondprogrammes dort beschäftigt war. Wir kamen ins Gespräch und er konnte sogar etwas deutsch. Seine Großeltern stammen aus der Gegend von Leipzig und er selbst hat auch zusammen mit dem berühmten Wernher von Braun gearbeitet und sprach begeistert von ihm. Er schwärmte außerdem auch von dem Zufall, dass durch das Verschieben des Starts nun ein weiterer Nachtstart des Shuttles zu sehen sein wird und beschrieb uns die Kulisse dazu. Er sagte, dass es 30s beim Start so hell wird, wie es tagsüber (also im Moment des Gespräches) zu empfinden ist. Danach wird es schlagartig wieder dunkel.

Er bot mir an, dass ich gern nochmal vorbei kommen kann, weil wir uns so nett mit ihm unterhalten haben und ich werde auf jeden Fall Kontakt mit ihm halten. Ein toller Zufall und eine schöne Begegnung.

Auch von der nahe gelegenen Air Force Base haben wir noch einmal einen tollen Blick aufs KSC gehabt und mit den Militärs dort konnte ich mich auch kurz unterhalten. Dort wollte ich wissen, ob es irgendeinen Weg gibt, die alten Startrampen der Mercury- und Geminimissionen auf dem Air Force Gelände anzuschauen. Doch leider klappte dies so spontan auf Grund der Sicherheitsbestimmungen nicht. Aber das hatten wir nicht anders erwartet bei einem Militätstützpunkt.

In Cocoa selbst haben wir bereits am Vormittag eine Sternwarte mit Planetarium ausfindig gemacht und haben diese natürlich besucht. Eine Planetariumsvorstellung und anschließende Beobachtung standen auf dem Programm. Die Sternwartenmitglieder beschwerten sich jedoch über die schlimme Lichtverschmutzung vor Ort und dass deswegen bereits die Möglichkeit wissenschaftlicher Arbeit völlig unmöglich geworden ist. Nun steht diese Sternwarte nur noch für öffentliche Beobachtungen zur Verfügung und das mit immer schlechter werdenden Bedingungen. Unser Gast vom Delfinstrand wusste nach 45 Jahren Lebenszeit in Cocoa noch nichts von der Sternwarte und war begeistert, dass es sowas bei ihm zu Hause gibt. Tja, das geht auch uns in Riesa oft so, dass Anwohner direkt von gegenüber Jahrelang nichts von uns mitbekommen.

Es war also ein spannende Tag und ein paar Bilder dazu sind im Anhang zu finden.

Mit besten sonnigen, aber kühleren Grüßen aus Florida

Stefan Schwager



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