Liebe Sternenfreunde ,
ein kurzes Update zur Sonnenaktivität. Heute Morgen kurz nach Sonnenaufgang konnte ich die Sonne noch im Teleskop erwischen und ein paar Aufnahmen gewinnen. Die Fleckengruppe ist eindrucksvoll und echt groß.
Sonnenflecken sind starke Aktivitätsregionen auf der Sonnenoberfläche, welche vor allem von Störungen des solaren Magnetfeldes verursacht werden. An diesen Stellen “bricht” die Sonnenoberfläche auf und Gasausbrüche, Flares und Materie schießen mit unvorstellbaren Geschwindigkeiten von mehreren tausend Kilometern pro Sekunde ins All. Durch die heftigen Reaktionen und Geschwindigkeiten an diesen Stellen der 6000 ° K heißen Photosphäre kommt es zu lokalen Abkühlungen von 2000 – 3000° K. Dies hat zur Folge, dass diese Stellen nicht mehr so viel Licht abstrahlen, wie die ungestörte Sonnenoberfläche – ein Sonnenfleck wird sichtbar!
Sonnenflecken sind schon seit tausenden Jahren im asiatischen Raum überliefert und spätestens seit der Zeit Galileis von Teleskoperfindung im Jahre 1609 in der westlichen Welt bekannt. Seitdem werden sie wissenschaftlich erforscht und täglich beobachtet. Die tägliche Beobachtung ist sehr bedeutsam, da wir nur so ein genaueres Verständnis über die Prozesse im Inneren unsere Sonne bekommen können. Die Sonne ist ein Stern mit vielen Rätseln und täglich kommen neue Erkenntnisse durch Satelliten- und Beobachterdaten hinzu.
Sonnenflecken wie die derzeitigen sind dabei von besonderem Interesse, da sie sehr komplexe Strukturen zeigen und somit viel über das Magnetfeld der Sonne an dieser Stelle verraten. Die Gruppe 1944 wird als eine der Größten der letzten 10 Jahre klassifiziert und hat mit über 200 000km Ausdehnung eine unglaubliche Größe. Wenn diese dann noch starke Ausbrüche, wie gestern Abend hervorbringen, dann besteht große Aufregung bei Sonnenfans, denn die Chance auf sichtbares Polarlicht steigt auch für den mitteleuropäischen Raum.
Polarlichter stehen in direktem Zusammenhang mit Sonnenaktivitäten und sog. Sonnenstürmen, welche das Magnetfeld der Erde treffen und dabei die Luftmoleküle der Atmosphäre zum Leuchten bringen. Je mehr Energie ankommt, desto breiter ist die Sichtbarkeitszone auf der Erde. In den Nächten vom 9. bis 11.01.2014 besteht aktuell Polarlichtwarnung und bei gutem Wetter sollte man den Nordhimmel im Auge behalten. Genaue Prognosen sind schwierig und Warnungen sind immer mit einem gewissen Restrisiko möglich. Erst nach einem Ausbruch kann man ermitteln, wie lange die Energiewolke für die knapp 150.000.000 Kilometer von der Sonne zur Erde benötigt. Somit kann man maximal Vorhersagen für 2-3 Tage im Voraus treffen, denn länger benötigt die Materiewolke nicht für diese lange Reise. Ein irdischen Raumschiff wäre bei derzeitigem Stand der Technik mindestens 2 – 4 Jahre zur Sonne unterwegs.
Diese Fleckengruppe trägt noch immer enormes Potential jederzeit wieder große Ausbrüche der M oder X Klasse hervorzubringen. Es bleibt also spannend und wir beobachten das weiter. Viel Glück bei der Polarlichtjagd.
© Sternwarte Riesa / Schwager