Liebe Sternenfreunde,
derzeit ist viel los auf unserer Sonne und es zeigen sich schon in kleinen Instrumenten und auch mit Sonnenfinsternisbrille (also mit bloßem Auge inkl. sicheren Sonnenfilters!!) interessante Flecken auf der Sonnenoberfläche.
Schon seit dem Auftauchen der Fleckengruppe NOAA 1339 zeigte diese starke magnetische Aktivität und jagte sogar schon neben mehreren M-class flares, einen X-class flare hinaus ins All. Diese „Flares“ sind starke Eruptionen auf der Sonnenoberfläche und mit einer Temperatur von weit über 10000K schießt heißes ionisiertes Gas mit hunderten und tausenden Kilometern pro Sekunde (!!!) ins All. Wenn nun eine solche Eruption direkt in Richtung Erde geschleudert wird, dann kommt diese nach einer ca. 2 -3 Tagesreise hier an und trifft auf das Erdmagnetfeld. Dieses wird dann durch diesen solaren Magnetsturm sehr stark verformt und bei hohen Intensitäten gelangen diese Energiegeladenen Teilchen bis in die obere Atmosphäre vor. Und wenn Luftmoleküle von diesen Energien getroffen werden, dann beginnen diese Licht abzusenden und es kommt zum Leuchten der Atmosphäre: Polarlicht. An beiden magnetischen Polen der Erde kommen diese Sonnenteilchen durch den Magnetfluss sehr dicht an die Erde heran, so dass vor allem an den Polregionen Polarlicht wahrscheinlicher ist, als in den mittleren Breiten. Doch je nach Stärke und Geschwindigkeit dieser Teilchen wird das Magnetfeld der Erde so stakt verformt, dass auch wir in Mitteleuropa ab und an Polarlichter sehen können, so wie es den Sternenfreunden Riesa in den vergangenen Wochen schon 2x erging (Polarlichtbilder 2011).
Wenn nun 1339 auch tagtäglich näher in die Sonnenscheibenmitte rückt und dabei einen heftigen Ausbruch zeigt, dann haben wir wieder die Chance auf ein Polarlicht in Deutschland, denn diese Fleckengruppe des Typus „Fkc“ nach der McIntosch Skala befindet sich im Königsstadium der möglichen Aktivität. Allein der Vergleich zur Erdgröße verdeutlicht die Ausdehnung dieser eigentlich „normalen“ Aktivitätsregion auf der Sonne.
Die nachfolgenden Bilder sind alle mit dem 30cm Spiegelteleskop der Sternwarte Riesa gemacht und in verschiedenen Vergrößerungen von der gesamten Sonnenansicht bis zur Detailaufnahme erkennt man die detailreichen Strukturen der sog. „Umbra“ und „Penumbra“ des großen Fleckes. Allein in jeder Umbra (=Kern, Zentrum) würde die Erdkugel mehrmals Platz finden. Mit weit über 100 000km Ausdehnung ist diese Fleckengruppe ein wahrer Gigant auf der derzeitigen Ansicht der Sonne.
Wer also in den kommenden Tagen die Chance hat, in eine Sternwarte gehen zu können, z.B. Dienstag 9 – 13 und Donnerstag ab 15 Uhr in der Sternwarte Riesa, der sollte dies tun, denn dort kann man in den entsprechend dafür ausgestatteten Instrumenten diesen gigantischen Sonnenfleck mit eigenen Augen sehen. Auch am kommenden Wochenende zum Adventsmarkt der Teigwaren Riesa werden wir vor Ort sein und unsere Sonnenteleskope aufbauen. Dann sollen auch die Nudelcentergäste einen Blick auf die Sonne werfen können. Bitte NIE ohne solche Energieschutzfilter zur Sonne blicken, denn schwere Augenschäden und Blindheit sind unweigerlich die Folge!
Individuelle Termine per Anruf sind auch möglich, denn wir werden diese Sonnenfleckengruppe keinesfalls unbeobachtet lassen und deren nach unseren Möglichkeiten Aktivität überwachen.
Viele Grüße von der Sternwarte Riesa
Stefan Schwager
Leiter Sternwarte Riesa